Johannes Goess-Saurau im Interview

(c) Krischner

Vor rund 20 Jahren hat Johannes Goess-Saurau begonnen, Golfanlagen unter dem Dach der Murhof Gruppe zusammenzufassen. Plätze wurden gebaut, andere übernommen und mit rund 20 Anlagen stellt die Murhof Gruppe nun den größten Verbund in Österreich dar. Anlässlich des außergewöhnlichen Jahres haben wir den ehemaligen Golf-Staatsmeister zum Interview gebeten und mit ihm über diese herausfordernde Saison, seine persönlichen Eindrücke und die Erwartungen für die nächste Zeit gesprochen.

GreenBoard: Wie geht es Ihnen, Herr Goess-Saurau?

Vielen Dank, es geht mir sehr gut und auch meine Familie ist Gott sei Dank gesund. Auch bei unseren vielen Mitarbeitern hatten wir bisher nur wenige Covid-Fälle und diese haben alle einen milden Verlauf genommen. In diesem Zusammenhang möchte ich auch allen unseren Mitgliedern und Gästen alles Gute wünschen und hoffe, dass es ihnen gut geht.

GreenBoard: Wie haben Sie ganz persönlich das Jahr 2020 erlebt?

Eine Berg- und Talfahrt. Grundsätzlich hat das Jahr sehr gut begonnen, wir konnten einige Anlagen überaus früh – Ende Februar, Anfang März – eröffnen und haben uns auf eine gute Saison gefreut. Was dann passiert ist, kann man nur schwer in Worte fassen. Normalerweise kann man ein Jahr wirtschaftlich mit einigen wenigen Zahlen charakterisieren, aber wie Sie sich vorstellen können, ist das heuer ganz anders und mit viel mehr Emotion verbunden. In diesem Jahr zählen überwiegend andere Parameter.

GreenBoard: Hatten Sie zu Beginn der Pandemie schlaflose Nächte bzw. auch Angst?

Zu Beginn des ersten Lockdowns, rund um den 16. März, war es sehr schwer, Ruhe zu bewahren. In diesem Moment denkt man in einer ganz anderen Form als sonst daran, dass man für ein großes Unternehmen mit vielen Mitarbeitern eine Verantwortung zu tragen hat. Da ja in diesem Moment niemand wusste, was auf uns zukommen und wie lange es dauern würde, waren alle Entscheidungen mit einem hohen Maß an Unsicherheit zu treffen. Natürlich habe ich mir große Sorgen gemacht.

GreenBoard: Welche Szenarien wurden in dieser Situation durchgespielt?

Wir haben verschiedene wirtschaftliche Szenarien durchgespielt und alles unternommen, um das Unternehmen wirtschaftlich abzusichern. Wir haben versucht, unsere Mitarbeiter und Mitglieder möglichst gut zu informieren, wobei das Problem dabei war, dass sich beinahe täglich Änderungen ergeben haben und man daher nie wusste, was am nächsten Tag passieren könnte. Für die Geschäftsführung war es während der ganzen Zeit ein gutes Gefühl zu wissen, dass wir uns zu 100 Prozent auf unsere Mitarbeiter verlassen können.

„Zu Beginn der Pandemie hat mich die Verantwortung für das Unternehmen und alle Mitarbeiter sehr belastet und angespannt.

GreenBoard: Wann verspürten Sie das erste Mal eine Art Erleichterung?

Ich denke, dass alle Golfspieler diese Erleichterung empfunden haben, als in einer Pressekonferenz der Regierung der Golfsport wieder erlaubt wurde. Besonders erfreulich war in diesem Zusammenhang, dass Golf hier auch explizit erwähnt wurde und wir damit gewissermaßen einen neuen Stellenwert zugesprochen bekamen.

GreenBoard: Wie hat sich das ausgewirkt?

Golf hat im heurigen Jahr eine erweiterte gesellschaftliche Akzeptanz erlangt. Menschen haben die Vorteile unseres Sports erkannt und teilweise auch wieder neu kennengelernt. Viele, die in diesem Jahr erstmals mit dem Golfsport in Berührung gekommen sind, haben dabei auch bemerkt, dass er leistbar ist.

GreenBoard: Wie haben Sie die nächsten Monate erlebt?

Nach dieser positiven Nachricht haben wir, damit meine ich alle vom Österreichischen Golfverband abwärts in diesem Metier tätigen Personen, schnell erkannt, dass Corona uns eine ganz besondere Chance gegeben hat, die Vorzüge des Golfsports plakativ darzustellen. Danach haben viele die Situation genützt, den Golfsport kennenzulernen oder auch nach längerer Pause wieder damit zu beginnen.

GreenBoard: Zählt Golf damit also sogar zu den Gewinnern der Situation?

Das Wort Gewinner ist in diesem Zusammenhang kein guter Begriff. Zum Beispiel haben wir in diesem Jahr die wichtige gesellschaftliche Komponente des Golfspiels nicht wie gewohnt ausleben können, was uns und speziell unsere Pächter wirtschaftlich hart getroffen hat. Golf konnte heuer aber seine Vorteile, wie das Ausüben des Sports in der Natur, in Kleingruppen (maximal im 4er-Flight), in allen Altersgruppen, zu leistbaren Konditionen gut positionieren. Da Golf auch sicher und gesund ist, ist es uns natürlich wesentlich besser ergangen als vielen anderen Branchen und Bereichen.

GreenBoard: Welche Maßnahmen wurden getroffen, um die Vorteile des Golfsports weiter hervorzuheben?

Sobald Klarheit über die Fortsetzung der Saison geherrscht hat, haben wir viele Initiativen gesetzt. Persönlich war ich zum Beispiel vom Audi Circuit sehr begeistert. Mit diesen vier Turnieren in Ebreichsdorf, Donnerskirchen und am Murhof haben wir zum einen den heimischen Professionals geholfen und andererseits als erster Sport wieder Profiveranstaltungen terminisiert und durchgezogen. Die European Tour hat ihre ersten beiden Turniere in Österreich veranstaltet und die Gösser Open waren eine der ersten Veranstaltungen mit Zusehern. Neben diesen sportlichen Aktivitäten haben wir „Golf-Erlebnistage“
durchgeführt und damit den Golfsport weiteren Interessenten zugänglich gemacht.

GreenBoard: Für Golfspieler gab es in dieser Saison durchaus ungewohnte Erlebnisse, so waren zum Beispiel die Startzeiten an manchen Tagen auf vielen Anlagen Österreichs „ausgebucht“. Wird das so bleiben, wie gehen Sie mit diesen Situationen um?

Wir haben uns am Beginn der Pandemie solche Szenarien nicht im Traum vorgestellt. Die im Unterschied zu einem Skigebiet sehr begrenzten Kapazitäten einer Golfanlage wurden heuer öfter als sonst ausgeschöpft. Die Verantwortlichen auf den Golfanlagen haben aber dennoch, dank straffer Organisation, fast jeden Startzeitwunsch erfüllen können. Die eingeschränkte Reisefreiheit hat die Situation natürlich noch mehr verschärft. Auch wenn wir hoffen, dass die Freude am Golf bei den meisten nachhaltig bleibt, wird bei Eintreten der Normalität und Reisefreiheit wieder genügend Kapazität auf unseren Golfplätzen vorhanden sein.

„Golf hat im heurigen Jahr eine erweiterte gesellschaftliche Akzeptanz erlangt.“

GreenBoard: Gibt es in diesem Zusammenhang noch andere Möglichkeiten?

Das Wichtigste ist für uns, die Spielmöglichkeit für unsere Mitglieder zu gewährleisten. Greenfee-Spieler sind uns natürlich immer willkommen, aber bei Kapazitätsengpässen können wir hier mit der Einschränkung von Startzeitbuchungen und Erhöhung der Greenfee-Preise regulierend eingreifen.

GreenBoard: Haben Sie heuer auch selbst mehr gespielt?

Natürlich, so viel wie schon seit Jahren nicht mehr. Ich habe alle vier Tage des Audi Circuits mit meiner Tochter Fina gespielt, habe mir bei unserem Panther Fitting von Oliver Tree das neueste Material geholt und habe es wirklich genossen. Es hat mir auch persönlich wieder gezeigt, dass der Golfsport einfach das Schönste auf der Welt ist und wir ein so unglaubliches Privileg haben, auf unseren Plätzen das Golfspiel genießen zu können.

Johannes und Fina Goess-Saurau, Gloria Handl und Uli Weinhandl beim Audi Circuit am Murhof.
GreenBoard: Golf ist also bis jetzt verhältnismäßig gut durch die Krise gekommen. Was plant die Murhof Gruppe für nächstes Jahr?

Wir sind sehr glücklich, dass wir jetzt auch vom zweiten Lockdown kaum betroffen sind. Wir wissen aber auch, dass die Situation für viele andere, wie zum Beispiel bei unseren Golfrestaurants, ganz anders und viel schwieriger ist. Auch hier versuchen wir so gut es geht zu unterstützen. Wir sind optimistisch und werden in diesem Winter auf einigen Anlagen Investitionen tätigen. Zum einen gibt es jetzt dafür auch Förderungen, und wir wollen damit auch ganz bewusst ein Zeichen setzen.

„Wir werden auf vielen Anlagen im Winter Investitionen tätigen und damit auch bewusst ein Zeichen setzen.“

Auf der Golfanlage Donnerskirchen wird ins Clubhaus investiert.
GreenBoard: Was erwarten Sie sich persönlich vom nächsten Jahr?

Ich bin davon überzeugt, dass wir diese Krise gut überstehen werden. Wir werden es schaffen und spätestens mit dem Beginn der Saison 2021 wird es wieder gute Nachrichten geben. Unser herrlicher Golfsport wird hoffentlich mehr und mehr Menschen faszinieren. Wir werden unser Bestes geben, um die Anlagen gut über den Winter zu bringen und freuen uns schon jetzt auf die erste Golfrunde im neuen Jahr.

GreenBoard: Wie schaut es hinsichtlich größerer Turniere aus?

Da gibt es schon zwei sehr gute Nachrichten: Der Audi Circuit wird auch 2021 stattfinden. Wir werden diesmal am 6. April in Finkenstein starten, am 8. April in Seltenheim zu Gast sein und das Finale am 15. und 16. April am Murhof spielen. Diese Termine sind bei mir bereits wieder dick im Kalender angestrichen. Dazu
kommt von 7. bis 9. Mai die Legends Tour im Rahmen der Riegler & Partner Legends zum zweiten Mal nach Österreich. Da erwarten wir wieder ehemalige Ryder Cup- und European Tour-Sieger in der Steiermark. Daneben arbeiten wir auch an neuen Formaten innerhalb der Murhof Gruppe.

GreenBoard: Was ist für Sie abschließend das Wichtigste, das Sie von 2020 mitnehmen?

Das Normale und Einfache mehr zu schätzen. Dinge, die uns heuer abgegangen sind, haben wir in der Vergangenheit vielleicht zu wenig geschätzt. Eine Golfrunde mit der Familie oder mit Freunden, Essen gehen oder ein Theater besuchen. Es gibt viele Dinge, auf die wir uns bald wieder freuen können.

GreenBoard: Vielen Dank für das Gespräch.

Fotos: Krischner, GEPA-pictures

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